Donnerstag, 1. Dezember 2011

Bukowski weiter

Ich wusste, dass auch ich nicht ganz bei Verstand war. Schon seit meiner Kindheit war mir klar, dass an mir irgend etwas seltsam war. Ich hatte das Gefühl, als sei ich dazu bestimmt, entweder ein Mörder, Bankräuber oder Frauenschänder zu werden oder ein Heiliger, ein Mönch, ein Einsiedler. Ich musste dringend einen Ort finden, wo ich ungestört blieb. Ein Leben bei den Pennern war zum Kotzen. Und das Leben des normalen Durchschnittsmenschen war stumpfsinnig und schlimmer als der Tod. Aber dazwischen schien es nichts zu geben. Auch Schulbildung war nur eine Falle. Das bißchen Bildung, das zu mir durchgedrungen war, hatte mich nur noch
misstrauischer gemacht. Was waren denn Arzte, Anwälte, Wissenschaftler? Doch auch nur Menschen, die sich die Freiheit nehmen ließen, selbständig zu denken und zu handeln. Ich ging zurück in meinen Schuppen und trank.


An einem Samstagabend im Dezember saß ich wieder mal in meiner Bude, trank viel mehr als
gewöhnlich, rauchte eine Zigarette nach der anderen, dachte an Mädchen, an die Stadt, an Jobs
und an die Jahre, die vor mir lagen. Soweit ich sehen konnte, hatte ich kaum etwas
Erfreuliches zu erwarten. Ich war kein Menschenhasser, ich war auch kein Frauenfeind, aber
ich blieb gern allein. Es war ein gutes Gefühl, allein in einer kleinen Bude zu sitzen, zu trinken
und zu rauchen. Mit mir allein hatte ich mich noch nie gelangweilt.

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