Sonntag, 23. Oktober 2011

Charles Bukowski - Das Schlimmste kommt noch

Mit gleichaltrigen Kindern kam ich erst im Kindergarten zusammen. Sie wirkten sehr eigenartig auf mich — sie lachten und schwatzten und schienen glücklich zu sein. Ich mochte sie nicht. Mir war immer schlecht, als müßte ich mich gleich übergeben, und die Luft kam mir seltsam weiß und lähmend vor. Wir malten mit Wasserfarben. Im Garten säten wir Radieschen ein, und ein paar Wochen später aßen wir sie mit Salz. Die Kindergärtnerin fand ich sehr nett. Ich mochte sie lieber als meine Eltern.
Mein Problem war, daß ich nicht aufs Klo gehen wollte. Ich mußte zwar ständig, aber ich genierte mich, es die anderen merken zu lassen. Also klemmte ich. Das war wirklich schauderhaft. Mir war speiübel, die Luft war weiß und drückend — und dauernd dieser Drang, aufs Klo zu müssen. Aber ich sagte nichts. Wenn eines der anderen Kinder von seinem Geschäft zurückkam, dachte ich immer: Du bist dreckig, du hast da drin was Schmutziges gemacht... Die kleinen Mädchen sahen niedlich aus in ihren kurzen Kleidchen, mit ihren langen Haaren und wunderschönen Augen, aber auch bei ihnen dachte ich, daß sie da drin etwas Schmutziges machten, auch wenn sie so taten, als wäre nichts.
Die Zeit im Kindergarten bestand für mich vorwiegend aus weißer Luft.

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